Online-Dating-Betrug: Worauf Sie achten sollten

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Selbst wenn Sie bei der Nutzung von Dating-Apps sorgfältig auf Ihre Sicherheit achten – sei es durch den Gebrauch eines falschen Namens oder indem Sie ein VPN herunterladen (und natürlich nutzen) –, gibt es dennoch ein immer größer werdendes Risiko beim Rendezvous im Internet: den Online-Dating-Betrug.

Es ist fast ein Jahr her, seitdem die Netflix-Dokumentation Der Tinder-Schwindler die sozialen Medien in Brand gesetzt hat. Der Film erzählt die Geschichte des israelischen Hochstaplers Simon Leviev (richtiger Name: Shimon Hayut), der einer Handvoll Frauen mehr als 10 Millionen US-Dollar abknöpfte. Simon benutzte Tinder und gab sich für einen wohlhabenden jetsettenden Diamantenmogul aus.

Die Geschichte von Simon und drei seiner Opfer war so schockierend und aufregend, dass die Sendung es im Jahr 2022 als einzige Netflix-Dokumentation in 92 Ländern in die Top-10-Charts schaffte.

Zwar konzentriert sich die Handlung von Der Tinder-Schwindler hauptsächlich auf Simons betrügerisches Verhalten und seine Betrugstaktiken, doch rückt sie auch zwei andere Probleme ins Rampenlicht:

  1. Wie schwierig es ist, einen Dating-Betrüger zu erkennen (alle von Simons Opfern sagten, sie hätten die Anzeichen erst erkannt, als sie bereits viel Geld verloren hatten).
  2. Die erschütternde Misere, die die Opfer durchmachen, wenn sie versuchen, ihr erschwindeltes Geld zurückzubekommen.

Während wir uns dem Valentinstag nähern, sollten Sie sich über diese Romance-Scams bewusst sein und wissen, wie Sie Online-Dating-Betrug erkennen – und auch, was Sie tun können, wenn Sie einem zum Opfer gefallen sind.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Online-Dating-Betrug?
Wie Sie Online-Dating-Betrug vermeiden
Betrugsmasche Online-Dating ist auf dem Vormarsch
Die verschiedenen Arten von Online-Dating-Betrug, auf die Sie achten sollten
Die 4 größten Irrtümer über Online-Dating-Betrug
Was können Sie tun, wenn Sie betrogen wurden?

Was ist Online-Dating-Betrug?

Bei Online-Dating-Betrug nimmt ein Krimineller in der Regel auf einer Dating-Plattform eine falsche Identität an und täuscht Interesse an seinen Opfern vor, mit dem Ziel sie zu betrügen. Dieses Phänomen ist auch als „Catfishing“ bekannt. Nachdem er das Vertrauen seiner Opfer gewonnen hat – oft durch Liebeserklärungen – bittet der Betrüger entweder um finanzielle Unterstützung oder um intime Fotos des Opfers, die er später zu Erpressungszwecken verwenden kann.

Wie Sie Online-Dating-Betrug vermeiden

Die Taktiken der Betrüger sind in der Regel innovativ und überzeugend, daher kann es schwierig zu erkennen sein, ob die Person, mit der Sie sich in einer Dating-App oder auf einer Dating-Website unterhalten, wirklich auf der Suche nach Liebe ist – oder möglicherweise nur darauf aus ist, Sie zu betrügen.

Klicken Sie sich durch die Galerie unten, in der wir Ihnen häufige Anzeichen zusammengestellt haben, an denen Sie erkennen, dass die Person, mit der Sie sich unterhalten, ein Betrüger ist:

Betrugsmasche Online-Dating ist auf dem Vormarsch

Online-Dating ist dank Dating-Apps wie Tinder, Bumble und Hinge immer beliebter geworden, und dieser Trend wird sich voraussichtlich fortsetzen.

Laut Statista sind fast 51 Millionen Amerikaner bei Online-Dating-Diensten registriert, und es wird erwartet, dass diese Zahl bis 2025 auf 53,3 Millionen steigt.

Diese Zahl wird von globalen Statistiken bestätigt, nach deren Schätzung im Jahr 2021 über 300 Millionen Menschen weltweit Dating-Apps nutzten.

Säulendiagramm des Nutzerwachstums von Dating-Apps weltweit

Wenn es um die Beliebtheit von Apps geht, mit deren Hilfe Menschen eine Beziehung finden möchten, steht Tinder laut Business of Apps in den USA an erster Stelle, gefolgt von Bumble, Plenty of Fish und Hinge.

Kreisdiagramm der beliebtesten Dating-Apps in den USA

 

Auch weltweit behält Tinder seinen Rang als beliebteste Dating-App. Danach kommt die App Badoo aus Großbritannien. Bumble, die sich ursprünglich als frauenfreundliche App vermarktet hat, und die in China ansässige App Tantan folgen auf den nächsten Plätzen.

Balkendiagramm der beliebtesten Dating-Apps weltweit

Es ist keine Überraschung, dass der Valentinstag die Nachfrage nach Dating-Apps leicht ansteigen lässt, wie eine aktuelle Studie von Apptopia zeigt. In einer vom Cybersicherheitsunternehmen ESET durchgeführten Umfrage gaben 52 % der Befragten an, dass die Einsamkeit am Valentinstag sie empfänglich macht für Catfisher. Da immer mehr Menschen auf Dating-Websites strömen, um dort eine Romanze zu finden, folgen auch immer mehr Betrüger.

Laut einem Bericht der U.S. Federal Trade Commission (U.S. Bundeshandelskommission) über Betrugsfälle bei der Partnersuche haben Dating-Betrüger allein im Jahr 2021 einen Verlust von schätzungsweise 547 Millionen US-Dollar verursacht – das sind 80 % mehr als im Vorjahr. Diese Zahl dürfte nur noch weiter ansteigen, da sich immer mehr Nutzer bei Online-Dating-Sites anmelden.

Säulendiagramm der Entwicklung von Online-Dating-Betrug in den USA. Anzahl der Fälle und Summe finanzieller Verluste

Die verschiedenen Arten von Online-Dating-Betrug, auf die Sie achten sollten

Romantik-Betrüger treiben vor allem mit jenen Menschen Schindluder, die auf der Suche nach einem Liebespartner und einer langfristigen Beziehung sind. Angesichts der zunehmenden Anzahl von Betrügern sollten Sie sich über einige der häufigsten Romance-Scams bewusst sein:

  • Betrug mit intimen Aktivitäten und Fotos

Hier baut ein Betrüger das Vertrauen seines Opfers auf und überredet es, ihm intime Fotos oder Nachrichten zu schicken. Möglicherweise zeichnet er auch intime Videoanrufe mit seinen Opfern auf. Dies geschieht in der Absicht, Geld von seinem Opfer zu erpressen. Dafür droht er, das sensible Material weiterzugeben, wenn er kein Geld erhält.

  • Hilfegesuche als Betrugsversuch 

In diesem Szenario gibt der Betrüger vor, eine legitime Person zu sein, die auf der Suche nach Liebe ist. Sobald er das Vertrauen seiner Zielperson gewonnen hat, täuscht er einen Notfall, eine medizinische Behandlung oder Reisekosten vor. Der Tinder-Schwindler ist ein Paradebeispiel für diese Art Betrug.

  • Der Militär-Romantik-Betrug 

Der Betrüger gibt sich als Militärpersonal aus, das im Ausland eingesetzt wird. Sobald er und sein Opfer sich nähergekommen sind, überredet er es, Geld für Reisekosten, Essen oder Unterkunft zu überweisen. Im Jahr 2017 wurde Olayinka Illumsa Sunmola zu 27 Jahren Haft verurteilt, weil er gefälschte Dating-Profile erstellt hatte, die hauptsächlich auf Witwen, geschiedene Frauen und Menschen über 50 abzielten. Bei seinem betrügerischen Plan verwendete er auf Dating-Profilen den Namen und das Bild eines Oberst der US-Armee, der in Übersee stationiert war.

  • Malware-Betrug 

Bei dieser Masche senden die Betrüger einen scheinbar harmlosen Link an ihre Opfer oder fügen einen ungefährlich aussehenden Link in ihre Dating-Bio ein. Nach dem Anklicken des Links wird auf dem Gerät des Opfers automatisch eine bösartige Software heruntergeladen, die zu einem Diebstahl der Daten führen könnte.

  • Betrug mit gefälschten Dating-Sites

Einige Betrüger erstellen eine komplett gefälschte Dating-Website oder -App, die eine echte Plattform imitiert. Dies geschieht, um ihre Opfer zur Eingabe persönlicher oder finanzieller Daten zu verleiten.

Die 4 größten Irrtümer über Online-Dating-Betrug

Irrglaube Nr. 1: Dating-Apps sind Betrug

Nein, die beliebten Dating-Apps selbst sind kein Betrug, auch wenn es Nutzer gibt, die Betrüger sind. Online-Dating-Betrüger nutzen die Apps, um ihre Opfer zu finden und mit ihnen zu kommunizieren. Betrüger können auch gefälschte Dating-Sites erstellen, die echte Dating-Sites imitieren und täuschend ähnlich aussehen. Im Jahr 2021 entdeckte das Cybersicherheitsunternehmen Trend Micro über 15 Millionen gefälschte Dating-Sites.

Laden Sie Apps immer direkt aus dem App Store oder Google Play Store herunter, um ihre Legitimität zu gewährleisten. Befolgen Sie diesen Leitfaden, um festzustellen, ob eine Website seriös ist.

Irrglaube Nr. 2: Frauen fallen eher auf Betrüger herein

Obwohl die meisten Opfer von Online-Dating-Betrug, die in den Medien zu sehen sind, wie z. B. der Tinder-Betrüger, Frauen sind, fallen Männer laut Untersuchungen doppelt so häufig auf Romantik-Betrügereien herein wie Frauen. In einer kürzlich durchgeführten Studie von Tessian Cloud Email Security gaben 11 % der Männer an, auf Romantik-Betrug hereinzufallen, verglichen mit 5 % der Frauen.

Irrglaube Nr. 3: Sie bekommen Ihr Geld zurück

Nachdem sie dem „Tinder-Schwindler“ zum Opfer gefallen waren, richteten drei von Simons Opfern, Cecilie, Pernilla und Ayleen, eine GoFundMe-Seite ein, um zu versuchen, das Geld, das sie an den Betrüger verloren hatten, zurückzubekommen. Die Frauen sammelten so  217.000 USD.

Leider haben nicht alle Opfer ihr Geld zurückerhalten.

Auch wenn Liebesbetrug in den USA als schweres Verbrechen gilt – auf Überweisungsbetrug oder jede Art von Online-Romantik-Betrug können 20 bis 30 Jahre Haft stehen – ist es laut U.S. Bundeshandelskommission fast unmöglich, einen Betrüger zu identifizieren und ausfindig zu machen, wenn über Unternehmen wie Western Union und MoneyGram Geld an ihn überwiesen wurde.

Außerdem verwenden Betrüger oft falsche Namen und Orte, was es noch schwieriger macht, sie ausfindig zu machen. In vielen Fällen zögern die Opfer auch, den Betrug zu melden, weil sie Angst vor einer Blamage haben oder sich schämen, was es noch weiter erschweren kann, dass sie das Verlorene wieder zurückbekommen.

Je nach Art des Betrugs, seiner Dauer und seiner Komplexität kann es (wie im Fall des Tinder-Schwindlers zu sehen) auch schwierig sein, rechtlich gegen einen Romance-Scammer vorzugehen.

Obwohl Simon zu 15 Monaten Gefängnis verurteilt wurde, kam er nach fünf Monaten wieder frei. Laut dem Podcast The Making of A Swindler ist Simon weiterhin auf freiem Fuß, da seine Verbrechen zu umfangreich und zu kompliziert sind, um sie strafrechtlich zu verfolgen.

Irrglaube Nr. 4: Betrüger arbeiten allein

Zwar arbeiten manche Betrüger vielleicht allein, aber Berichten zufolge arbeiten Liebesbetrüger oft in Gruppen als Teil professioneller Verbrechersyndikate. In einer kürzlich erschienenen Enthüllungsgeschichte untersuchte Channel News Asia, wie Syndikate für Liebesverbrechen in Asien ihren Aktionsradius erweitert haben, um Opfer in den USA und Europa ins Visier zu nehmen.

Die Reportage enthüllte, wie die Betrüger darauf trainiert sind, Beziehungen zu ihren Opfern aufzubauen und sie mit subtilen Taktiken dazu zu bewegen, Geld in Anlageinstrumente einzuzahlen.

Was können Sie tun, wenn Sie betrogen wurden?

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Sie Opfer eines Online-Dating-Betrugs geworden sind, gehen Sie bitte folgendermaßen vor:

  1. Machen Sie Screenshots von Unterhaltungen, in denen der Betrüger ausdrücklich um Geld gebeten hat. Wenn Sie Anzeige erstatten, müssen Sie möglicherweise nachweisen, dass Sie Geld überwiesen oder über Geldtransaktionen gesprochen haben.
  2. Melden und blockieren Sie den Betrüger.
  3. Wenden Sie sich sofort an Ihre Bank, um eine Rückbuchung der Transaktion zu verlangen, wenn Sie dem Betrüger per Kredit- oder Debitkarte, Überweisung oder Kryptowährungstransaktion Geld transferiert haben.
  4. Melden Sie den Betrug bei der Polizei und, wenn Sie in den USA leben, der Bundeshandelskommission.

Aufgrund des emotionalen Charakters des Verbrechens leiden viele Opfer von Betrug rund um Liebesangelegenheiten an einem psychischen Trauma und einer posttraumatischen Belastungsstörung. Wenn Sie in Deutschland leben und Opfer eines Liebesbetrugs geworden sind, sollten Sie nicht zögern, sich an den WEISSEN RING e. V. zu wenden, um Unterstützung zu erhalten. Wenn Sie in den USA leben, unterstützt Sie die Society of Citizens Against Relationship Scams (SCARS).

Auch wenn einige der Inhalte, auf die wir in diesem Artikel verlinken, noch in der Originalsprache vorliegen, halten wir es für sinnvoll, sie hier zu veröffentlichen. Wir hoffen, dass sie Ihnen trotzdem gefallen.

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Anton ist ein Verfechter der Privatsphäre und persönlichen Autonomie. Deswegen schreibt er hier u. a. zu diesen Themen.