Ist Shein seriös? Was Käufer wissen sollten 2025

Das Wachstum von Shein war explosionsartig. Die Preise scheinen oft zu niedrig, um wahr zu sein. Ferner gibt es eine App, die zum Stöbern animiert. Daher hat sich das Unternehmen zu einer der am häufigsten heruntergeladenen Modeplattformen der Welt gemausert.

Hinter den dauerhaften Rabatten sowie den täglichen Produktneuheiten verbirgt sich jedoch eine ziemlich komplexe Geschichte.

Einige Käufer schätzen den Komfort. Andere äußern Bedenken bezüglich Datenschutz, Qualität sowie der Ethik hinter den angebotenen Produkten.

Ist Shein also eine seriöse Plattform zum Einkaufen oder überwiegen die Risiken die Vorteile? Unser Leitfaden befasst sich damit, was die Marke richtig macht, wo sie Defizite hat und was Sie vor einem Kauf wissen sollten.

Was ist Shein und wie funktioniert es?

Shein ist einer der weltweit größten Online-Mode-Marktplätze. Die Plattform ist bekannt für seine niedrigen Preise, seinen schnellen Produktumschlag sowie sein umfangreiches Sortiment, das Kleidung, Accessoires, Schönheitsprodukte und Haushaltswaren umfasst.

Anstatt alle Produkte selbst herzustellen, fungiert Shein als digitaler Marktplatz, der den Großteil seines Sortiments aus einem breiten Netzwerk von Drittanbietern bezieht, insbesondere aus China. Die entsprechenden Lieferanten produzieren kleine Chargen von Artikeln, basierend auf der Nachfrageprognosen von Shein, die durch Daten untermauert werden. Die Produkte werden dann an von Shein betriebene Distributionszentren (hauptsächlich in China, aber auch in Regionen wie den USA, Europa und Asien) zum Sortieren, Verpacken und für den internationalen Versand geschickt.

Dieses zentralisierte sogenannteFulfillment-System ermöglicht es Shein, die Logistik zu klein zu halten und die Versandkosten zu senken. Das Geschäft des Unternehmens findet fast ausschließlich online über seine Website und seine beliebte mobile App statt. Das Unternehmen benötigt keine permanenten physischen Geschäfte im Einzelhandel. Bei diesem Direct-to-Consumer-Modell steht die App im Vordergrund. Daher kann das Unternehmen schnell neue Stile einführen und testen, um auf Echtzeit-Trends und das Kundenverhalten zu reagieren.

Das schnelle Fashion-Modell hinter Shein

Shein besticht durch Geschwindigkeit. Das Unternehmen verfolgt Trendmodelle auf Plattformen wie TikTok und Instagram. Danach bringt es schnell neue Produkte auf den Markt. Die meisten beginnen als kleine Chargen. Verkauft sich etwas, wird mehr davon hergestellt. Wenn nicht, verschwindet es wieder.

Im Gegensatz zu traditionellen Marken, die saisonale Kollektionen herausbringen, gibt es bei Shein jeden Tag mehrere tausend neue Artikel. Das System basiert auf ständiger Veränderung.

Dahinter steht ein Modell, das mit vielen Daten gefüttert wird. Algorithmen scannen Suchanfragen, Klicks und Käufe. Sie entscheiden dann, was es wert ist, produziert zu werden. Damit vermeidet Shein unverkaufte Lagerbestände und kann entsprechend die Preise niedrig halten.

Wichtige Shopping- und App-Funktionen

Ein Großteil des Erfolgs von Shein beruht darauf, wie effektiv die App ihre Nutzer bindet. Die Plattform ist benutzerfreundlich, personalisiert und so entwickelt, dass sie zu häufiger zu Interaktionen animiert. So funktioniert die Sache:

• Tägliche Anmeldungen (Check-ins): Sie können Punkte sammeln, indem Sie die Check-in-Seite besuchen. Für mehrere aufeinanderfolgende Check-ins gibt es Bonuspunkte.
• Maßgeschneiderte Empfehlungen: Produktvorschläge werden auf Basis Ihres Surf- und Kaufverhaltens personalisiert.
• Belohnungen durch eine Art Spiel: Sie können Punkte durch das Verfassen von Bewertungen, das Hochladen von Fotos oder die Teilnahme an zeitlich begrenzten Veranstaltungen sammeln.
• Flash-Sales und Promo-Codes: Zeitlich begrenzte Angebote und wechselnde Rabatte animieren Nutzer zu Impulskäufen.
• Social-Shopping-Elemente: Die App bietet Live-Streams, von Nutzern erstellte Foto-Bewertungen, Wunschlisten sowie Outfit-Wettbewerbe. Dadurch wirkt alles eher wie ein Social-Media-Feed und weniger wie ein Online-Shop.

Warum Shein weltweit populär wurde

Shein hat genau zum richtigen Zeitpunkt von wichtigen Dynamiken auf den Märkten profitiert. Während der Pandemie nutzten preisbewusste Käufer erschwinglichen Online-Angebote. Shein bot Preise, mit denen nur wenige Konkurrenten mithalten konnten.

Das Unternehmen gewann durch soziale Medien an Dynamik. Dort haben sich sogenannte Shein-Haul-Videos und Influencer-Partnerschaften viral über TikTok und YouTube verbreitet. Partnerschaften mit Mikro-Influencern schufen ein Gefühl von Echtheit sowie Nahbarkeit.

Shein hat zudem die Logistik perfektioniert. Obwohl das Unternehmen seinen Sitz in China hat, liefert die Marke in über 150 Länder. Dabei sind die Lieferzeiten in vielen Regionen langsam. Sie betragen tatsächlich ein bis zwei Wochen.

Bis zum dritten Quartal 2024 war Shein laut Similarweb zum weltweit meistbesuchten Online-Bekleidungshändler geworden. Damit überholte die Plattform Zara, H&M sowie Nike in den Traffic-Rankings.

Wo befindet sich Shein und wem gehört das Unternehmen?

Shein wurde in Nanjing, China, gegründet. Das Unternehmen ist nach wie vor eng mit der chinesischen Produktionsinfrastruktur verbunden. 2022 verlegte Shein seinen Hauptsitz nach Singapur. Das geschah wahrscheinlich, um die globale Expansion zu unterstützen und den Zugang zu internationalen Märkten oder regulatorische Flexibilität zu verbessern.

Shein ist ein Privatunternehmen. Es gehört zu Roadget Business Pte. Ltd.. Das ist eine in Singapur ansässige Gesellschaft, die von globalen Risikokapitalgebern sowie privaten Investoren unterstützt wird. In den Medien wird häufig Chris Xu (auch bekannt als Xu Yangtian oder Sky Xu) als Gründer und CEO des Unternehmens genannt. Shein hat allerdings weder seine Führungsmannschaft offiziell bestätigt noch Profile seiner Führungskräfte veröffentlicht. Die Eigentumsverhältnisse und die Führung des Unternehmens bleiben weitgehend intransparent.

Ist es sicher, bei Shein zu bestellen?

Kurz gesagt: Normalerweise ja, allerdings gibt es einige Vorbehalte.

Shein ist ein funktionierendes Unternehmen mit sicheren Zahlungssystemen sowie weltweitem Versand. Allerdings gab es Bedenken bezüglich Sicherheit, Datenschutz sowie Qualität. Sie haben sich in einigen Fällen auch bestätigt.

Zahlungsmethoden und Kreditkartensicherheit

Die Website und die App von Shein verwenden Verschlüsselung mit HTTPS, um Finanzdaten während des Bezahlvorgangs zu schützen. Die Plattform akzeptiert gängige Zahlungsmethoden. Dazu gehören Kredit- und Debitkarten, PayPal sowie digitale Geldbörsen wie Apple Pay und Google Pay.

2018 gab es bei Zoetop (damals die Muttergesellschaft von Shein und Romwe) eine Datenschutzverletzung, bei der Millionen Benutzerkonten exponiert wurden. Das Unternehmen gab zunächst an, dass nur 6,42 Millionen Benutzer betroffen seien. Eine Untersuchung 2022 der New Yorker Generalstaatsanwaltschaft ergab allerdings, dass die tatsächliche Zahl viel höher war: 39 Millionen Shein-Konten und 7 Millionen Romwe-Konten wurden kompromittiert.

Die Angreifer verschafften sich Zugang zu E-Mails, Namen, gehashten Passwörtern und in einigen Fällen auch zu Zahlungsdaten von Kunden. Der Grund war die zum Teil schwache Passwortverschlüsselung von Zoetop sowie die mangelnde Sicherung der Backend-Systeme. Zoetop hatte keine angemessene Überwachung, um die Datenschutzverletzung zu erkennen, bis sein Zahlungsabwickler Alarm schlug.

Obwohl Zoetop das gesamte Ausmaß kannte, hat das Unternehmen, die betroffenen Passwörter nicht zurückgesetzt und auch die meisten Nutzer nicht benachrichtigt. Später stellte sich heraus, dass das Unternehmen die Datenschutzverletzung falsch dargestellt und grundlegende Cybersicherheitsmaßnahmen wie Schwachstellen-Scans sowie Kontrollen der entsprechenden Logs vernachlässigt hatte.

2022 zahlte Zoetop 1,9 Millionen US-Dollar an Strafen und erklärte sich bereit, seine Sicherheitsrichtlinien zu überarbeiten. Dazu gehörte auch eine stärkere Verschlüsselung, Echtzeitüberwachung sowie klareren Benachrichtigungen bei Verstößen. Shein benutzt nun eine andere Struktur. Damals wurde aber erklärt, dass es „vollständig mit den Ermittlungen kooperiert" und „erhebliche Schritte unternommen hat, um seine Cybersicherheit zu verbessern". Es gab allerdings niemals eine unabhängige Prüfung zu diesem Thema.

Wie Shein personenbezogene Daten behandelt

Shein sammelt viele Daten, wenn Sie seine Website oder App nutzen. Laut Datenschutzrichtlinie gehören dazu Ihre E-Mail-Adresse, Telefonnummer, IP-Adresse sowie Geräte- und Browser-Daten.

Die Richtlinie besagt, dass einige dieser Daten (wie Geräte-IDs, Browser-Verlauf und Kaufverhalten) für personalisierte Werbung verwendet werden. Andere Kategorien unterstützen hingegen Kernservices wie die Bearbeitung von Bestellungen oder die Betrugsbekämpfung.

Shein kann auch Geräteberechtigungen (wie Kamera oder Speicher) anfordern. Damit werden Funktionen wie Foto-Uploads und Produktbewertungen unterstützt. Benutzer müssen solche Berechtigungen aktiv freigeben.

Für die Weitergabe von Daten gibt Shein an, dass es Ihre Daten nur unter strengen Vereinbarungen für Services wie Betrugserkennung, Zahlungsabwicklung, Versand und Analysen an Dritte weitergibt.

Was das für Sie bedeutet:

• Shein sammelt  für Bestelldienste und Marketingaktivitäten sowohl personenbezogene Daten als auch solche, die vom Gerät stammen.
• Sie kontrollieren optionale Berechtigungen, etwa den Zugriff auf die Kamera.
• Daten von Zahlungskarten werden extern von Drittanbietern verarbeitet.
• Auch wenn Shein Daten mit Partnern teilt, ist das Unternehmen an Datenschutzbestimmungen gebunden.

Die Datenerfassung ist in E-Commerce-Apps üblich. Allerdings enthält die App von Shein Funktionen (etwa Foto-Uploads, Live-Event-Check-ins sowie Synchronisierung des Kalenders), die mehr Geräteberechtigungen (Kamera, Speicher, Standort, Kalender sowie Mikrofon) erfordern. Sie sind allerdings optional und müssen vom Benutzer genehmigt. Allerdings geht die Menge von Anfragen über das hinaus, was Apps wie die von Zara oder H&M normalerweise benötigen. Ferner wurde Shein im Juli 2025 in Frankreich vorgeworfen, die Benutzer nicht ordnungsgemäß über die Tracking-Cookies informiert zu haben, die das Unternehmen einsetzt. Ferner wurden anscheinend auch nach der Ablehnung durch die Benutzer weiterhin Daten aus Cookies ausgelesen.

Online-Sicherheitsmaßnahmen

Die offizielle Website von Shein ist eine legitime Website. Allerdings gibt es auch gefälschte Shein-Websites. Überprüfen Sie immer die URL, bevor Sie persönliche Daten oder Zahlungsinformationen eingeben. Passen Sich auch bei externen Pop-ups oder fragwürdigen Weiterleitungen auf. Einige Anzeigen können zu Phishing-Websites führen, die sich als Shein ausgeben.

Risiken durch Fälschungen und Markentransparenz

Die meisten Shein-Artikel sind haben keine Marke. Daher ist es unwahrscheinlich, dass Sie gefälschte Luxusprodukte erhalten. Allerdings haben Käufer kaum einen Einblick, woher die Artikel stammen oder wie sie hergestellt werden.

Auf Plattformen wie Etsy oder Amazon werden in den Angeboten häufig der Name des Verkäufers, die Herkunft oder die Materialien hinterlegt. Auf den Produktseiten von Shein finden Sie solche Angaben allerdings selten. Normalerweise wissen Sie nicht, in welcher Fabrik ein Artikel hergestellt wurde oder welche Standards er erfüllt.

Das Unternehmen veröffentlicht nun Berichte bezüglich Nachhaltigkeit und soziale Aspekte. Sie decken Prüfungen von Lieferanten, Emissionsziele und Fertigungsprogramme ab. Die entsprechende Berichte sind allerdings sehr allgemein gehalten. Eine Rückverfolgbarkeit auf Produktebene fehlt nach wie vor. Shein wurde in der EU mit Strafen belegt, weil es Kunden über die Umweltauswirkungen des Unternehmens getäuscht hat.

Käuferschutz

Shein gestattet die Rückgabe der meisten Artikel binnen 30 Tagen, sofern sie unbenutzt sind und die Originaletiketten haben. Einige Artikel, wie Dessous, ungefütterte Badebekleidung sowie bestimmte Kosmetika, sind vom Umtausch allerdings ausgeschlossen.

Rücksendungen werden über die Website oder die App von Shein abgewickelt. In den USA ist die erste Rücksendung pro Bestellung kostenlos, sofern sie für Artikel gestattet sind. Danach fällt für jede weitere Rücksendung eine Gebühr an. Bei übergroßen Rücksendungen oder Rücksendungen aus abgelegenen Gebieten ist möglicherweise Selbstversand nötig. Allerdings werden die Kosten nach einer Genehmigung erstattet.

Rückerstattungen werden bearbeitet, nachdem der entsprechende Artikel geprüft wurde. Sie können wählen, wie Sie die Rückerstattung erhalten möchte. Möglich sind Ihre ursprüngliche Zahlungsmethode oder als Gutschrift auf Ihre Shein-Wallet. Letzteres erfolgt normalerweise schnell.

Warum sind die Artikel von Shein so günstig?

Shein wurde durch seine äußerst günstigen Preise bekannt. Es gab Hemden unter 5 US-Dollar sowie kompletten Outfits für weniger als 20 US-Dollar. Die Produkte sind wegen der Unternehmensstruktur so erschwinglich. Jeder Teil des Betriebs ist so konzipiert, Kosten zu senken. 2025 begann jedoch eine bedeutende politische Wende, die das Bild veränderte.

Hier erfahren Sie, warum die Preise von Shein niedrig sind und warum einige davon in den USA steigen.

Kostensenkung bei Produktion und Logistik

Die meisten Shein-Produkte werden in Fabriken im Ausland mit niedrigeren Betriebskosten hergestellt. Das gilt insbesondere für China. Im Vergleich zu Fabriken in westlichen Ländern zahlen die Fabriken normalerweise niedrigere Löhne. Zudem bieten sie weniger Arbeitsschutz und befinden sich häufig in Regionen mit günstigeren Rohstoffen und Versorgungsleistungen.

Materialien wie Polyester sind günstig. Sie machen mehr als 80 % des Materialportfolios von Shein aus. Allerdings sind damit oft auch Kompromisse bezüglich Umwelt und Komfort verbunden.

Die Qualitätskontrolle ist rudimentär. Es können also durchaus fehlerhafte Produkte durchrutschen. Bezüglich Logistik setzt Shein auf den Transport von Masse sowie eine optimierte Auftragsabwicklung.

Limitierte Kosten und Direktvertriebsmodell

Shein verzichtet auf physische Geschäfte, Verkaufspersonal sowie Großhändler. Bestellungen werden direkt vom Lieferanten an Sie versandt. Das Marketing erfolgt mittels Partnerschaften mit Influencern und nicht durch hohe Werbebudgets. Daher werden die Kosten niedrig und die Margen gering gehalten.

Die Rolle von KI bei der Verwaltung der Bestände und der Preisgestaltung

Shein nutzt KI, um Trends zu verfolgen. Ferner werden damit Lagerbestände verwaltet und die Preisgestaltung angepasst. Neue Modelle landen schnell auf dem Markt. Sie werden in begrenzten Stückzahlen produziert und nur dann in größerem Umfang hergestellt, wenn sie sich gut verkaufen. Entspricht ein Produkt nicht den Erwartungen, wird es mit einem Rabatt oder in sogenannten Flash-Sales (Sonderangebote) angeboten.

Zudem gibt es Funktionen, wie man sie in Spielen findet. Das sind etwa Prämienpunkte sowie eine auf Interaktion ausgerichtete Preisgestaltung. Solche Funktionen sorgen dafür, dass die Nutzer wiederkommen. Zudem treiben sie einen schnellen, durch Daten gesteuerten Einzelhandelsmotor an, bei dem niedrige Kosten und ein schneller Umsatz im Vordergrund stehen.

Neuer Druck durch Zölle und politische Veränderungen

2025 schafften die Vereinigten Staaten eine wichtige Zollbefreiung ab. Sie hatte zuvor den zollfreien Import von Sheins Paketen mit niedrigen Werten aus China ermöglicht. Durch die als „De-minimis-Regel" bekannte Befreiung konnte man mit Paketen unter 800 US-Dollar die Einfuhrzölle umgehen.

Nach dem Ablaufdatum der Befreiung wurden neue Zölle eingeführt. Bei einigen Sendungen betrugen sie nun bis zu 145 %. Eine vorübergehende Vereinbarung reduzierte den Zollsatz für kommerzielle Sendungen später auf etwa 30 %. Postpakete unterliegen allerdings nun entweder einem Zollsatz von 54 % oder einer Pauschalgebühr von 100 US-Dollar.

Als Reaktion darauf bestätigte Shein, dass es die Preise für US-Käufer ab April 2025 erhöhen wird. Analysten haben bemerkt, dass die die Preise insgesamt um etwa 10 % stiegen. Allerdings waren die Auswirkungen je nach Kategorie jedoch sehr unterschiedlich.

Laut Bloomberg stiegen die Preise für Gesundheits- und Schönheitsprodukte um durchschnittlich mehr als 50 %. Haushaltswaren verteuerten sich um über 30 %. Selbst bei der Kernkategorie von Shein (Damenbekleidung) haben sich die Preise für die 100 meistverkauften Artikel um etwa 8 % erhöht. Bei einigen einzelnen Produkten gab es erhebliche Preissteigerungen. Dazu gehören Küchentücher, die um über 300 % teurer wurden.

Die langfristigen Auswirkungen der Zölle sind noch unklar. Die Handelsregeln befinden sich weiterhin im Wandel. Weitere Änderungen könnten sich zudem in den kommenden Monaten weiter auf die Preisgestaltung auswirken. Vorerst passt Shein seine Strategie weiter an, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Allerdings könnten die Zeiten zollfreier, extrem günstiger Importe für die Shein-Kunden aus den USA vorbei sein.

Warum ist Shein umstritten?

Das Geschäftsmodell von Shein ist zweifellos erfolgreich. Seine Auswirkungen sind allerdings umstritten:

Arbeitspraktiken und Fabrikbedingungen

Berichte von Recherchen haben beunruhigende Zustände in einigen Zulieferfabriken von Shein aufgedeckt. Arbeiter berichten von 18-Stunden-Schichten, unsicheren Arbeitsbedingungen sowie minimaler Freizeit.

Shein bewertet seine Lieferanten anhand eines fünfstufigen Bewertungssystems. Es reicht von A bis E und basiert wiederum auf einer Checkliste, die aus 140 Punkten besteht. Die Audits untersuchen die Arbeitsbedingungen, die Sicherheit am Arbeitsplatz, die Umweltpraktiken, die Transparenz der Lieferanten sowie die Systeme zur Verwaltung. Jeder Lieferant, der die Note E bekommt, wird von der Zusammenarbeit ausgeschlossen. Lieferanten, die mehrfach schlechte Bewertungen bekommen, werden möglicherweise sogar aus der Lieferkette entfernt.

2024 erhielten 47 % der geprüften Lieferanten die Note A oder B (gegenüber 29 % im Vorjahr). Fast die Hälfte bekam aber weiterhin die Note C oder schlechter.

Bedenken bezüglich ökologischer Nachhaltigkeit

Shein wurde wegen seiner Umweltauswirkungen vielfach kritisiert. In erster Linie liegt das am stark kurzlebigen Fashion-Modell. Das Unternehmen veröffentlicht täglich mehrere tausend neue Modelle und fördert damit übermäßigen Konsum sowie kurze Lebenszyklen der Produkte. Der schnelle Produktionszyklus ist stark von kostengünstigen synthetischen Materialien wie Polyester abhängig. Sie werden aus fossilen Brennstoffen gewonnen und sind nicht biologisch abbaubar. Das trägt wiederum zu Abfällen für Deponien und Verschmutzung durch Mikroplastik bei.

Verstöße gegen das geistige Eigentum

Künstler und Designer werfen Shein häufig vor, ihre Werke zu kopieren. Die Marke wurde im Laufe der Jahre häufig verklagt. Zu den Vorwürfen gehören systematischer Diebstahl durch den Einsatz von KI, um trendige Designs nachzuahmen. Zwar entfernt Shein nach Beschwerden häufig die entsprechenden Artikel, die geistiges Eigentum verletzen. Kritiker argumentieren allerdings, dass eine solche reaktive Strategie Anreize für Kopien schafft und nicht die Originalität fördert.

Die Auswirkungen der stark kurzlebigen Mode auf die Branche

Shein hat das Tempo der Mode neu definiert. Konkurrenten sehen sich gezwungen, ihre Produktionszyklen zu beschleunigen. Zudem müssen sie Kosten senken, um konkurrenzfähig zu bleiben. Der Wettlauf nach unten könnte die Qualität, die Arbeitsstandards sowie die Bemühungen bezüglich Nachhaltigkeit aller schnellen Fashion-Marken untergraben.

Ist es in Ordnung, Kleidung von Shein zu tragen?

Unsicher ist es nicht, Kleidung von Shein zu tragen. Es gibt allerdings ethische sowie gesundheitliche Bedenken, die Sie berücksichtigen sollten.

Ethische Überlegungen zum Einkaufen

Kleidung von Shein zu tragen bedeutet, indirekt die Lieferkette des Unternehmens zu unterstützen. Einige Verbraucher verzichten lieber darauf und die Gründe dafür sind folgende:

• Bedenken bezüglich Ausbeutung von Arbeitskräften.
• Auswirkungen auf die Umwelt.
• Teilweise Diebstahl beim Design.

Andere argumentieren, dass die Erschwinglichkeit eine Rolle spielt. Es sei nicht fair, Käufer mit geringem Einkommen zu kritisieren. Ein bewusster Ansatz könnte sein, nur das zu kaufen, was man tatsächlich nutzt. Zudem könnte man die Wiederverkaufsprogramme von Shein unterstützen oder Secondhand-Artikel erwerben.

Gesundheit und Sicherheit der verwendeten Materialien

Einige Artikel von Shein wurden in mehreren Untersuchungen positiv auf gefährliche Chemikalien getestet:

• Blei und Phthalate: Im Jahr 2021 fand die US-amerikanische öffentliche Radiosendung und Medienorganisation Marketplace eine Shein-Jacke für Kleinkinder. Sie enthielt fast das 20-fache des in Kanada zulässigen Grenzwerts für Blei. Laut der französischen internationalen Nachrichtenagentur Agence France-Presse entdeckten südkoreanische Behörden im August 2024 hohe Phthalatwerte in Schuhen von Shein. Ein Paar überschritt dabei den gesetzlichen Grenzwert um das 229-fache.
• Formaldehyd und andere Reizstoffe: Nach Angaben der Umweltorganisation Greenpeace Deutschland wurden bei Tests in Südkorea und Europa auch Formaldehyd sowie andere Reizstoffe in von Shein verkauften Artikeln nachgewiesen. Teilweise waren die Konzentrationen so hoch, dass sie laut den lokalen Sicherheitsvorschriften verboten sind.

Das waren Einzelfälle. Allerdings verdeutlichen sie die inkonsistente Qualitätskontrolle.

Wahrnehmung in der Gesellschaft und Ruf der Marke

Die Meinungen zu Shein gehen auseinander. Für einige ist es günstig und bequem. Zudem macht es Spaß, durch das Sortiment zu stöbern. Für andere steht es für alles, was an kurzlebiger Fashion falsch ist: Verschwendung, Kopieren sowie Ignorieren der wahren Kosten hinter den niedrigen Preisen.

6 Möglichkeiten, sicher und intelligent bei Shein einzukaufen

Das Einkaufen bei Shein kann bequem sein. Allerdings ist es nicht ohne Risiken. Die nachfolgenden kurzen Tipps können Ihnen helfen, häufige Probleme zu vermeiden, Damit schützen Sie Ihre Privatsphäre beim Einkaufen.

• Verwenden Sie sichere Zahlungsmethoden: Bezahlen Sie nach Möglichkeit mit Kreditkarte oder PayPal. Diese Optionen haben einen besseren Käuferschutz, inklusive einfacher Rückbuchungen, sollte Ihre Bestellung nicht ankommen, storniert werden oder beschädigt sein.
• Lesen Sie verifizierte Bewertungen und die Bewertungen der Verkäufer: Scrollen Sie an den Produktbildern vorbei und lesen Sie, was echte Käufer in den Bewertungen des Shein-Shops berichten. Achten Sie zudem auf Muster, insbesondere bei Größe, Qualität oder Versand.
• Machen Sie sich mit Größentabellen und Maßen vertraut: Die Größenangaben von Shein sind möglicherweise nicht einheitlich. Überprüfen Sie immer die Tabelle und vergleichen Sie sie mit Ihren tatsächlichen Maßen.
• Halten Sie sich von zweifelhaften Pop-ups und Anzeigen fern: Ignorieren Sie Pop-up-Fenster, die Ihnen unglaubliche Angebote oder Geschenkkarten anbieten. Sie führen häufig zu Phishing-Websites, die sich als Shein ausgeben.
• Tracken Sie Ihre Bestellung und informieren Sie sich über die Bedingungen für eine Rückgabe: Behalten Sie die Daten zur Sendungsverfolgung im Blick und speichern Sie Ihre Bestätigungs-E-Mails. Einige Rücksendungen sind kostenlos, andere kostenpflichtig. Lesen Sie daher das Kleingedruckte.
• Überprüfen Sie die URL der Website sorgfältig und verwenden Sie sichere Anmeldedaten: Betrügerische Websites mimen das Design von Shein, um Anmeldedaten und Kreditkarteninformationen zu stehlen. Nutzen Sie einen Passwort-Manager, um nicht auf diese Art von Betrug hereinzufallen. Ein solches Programm füllt Anmeldedaten nur auf der genau gespeicherten Domain automatisch aus. Dabei hilft Ihnen die Software, gefälschte Websites zu vermeiden. Verwenden Sie zudem niemals dasselbe Passwort auf verschiedenen Plattformen.

Fazit: Sollten Sie 2025 bei Shein einkaufen?

Das hängt davon ab, was Sie suchen. Die Plattform überzeugt durch Preis, Produktvielfalt sowie grundlegender Funktionalität. Zahlungen sind normalerweise sicher (obwohl es bereits zu Datenschutzverletzungen gekommen ist). Die meisten Bestellungen kommen problemlos an.

Allerdings sammelt das Unternehmen umfassend Nutzerdaten. Zudem bietet es wenig Einblick in die Herstellung der Produkte. Weiterhin steht unter genauer Beobachtung bezüglich Arbeitsbedingungen, den Praktiken beim geistigen Eigentum und den Emissionen durch den Versand.

Für kostengünstige Mode eignet sich das Angebot. Bezüglich Datenschutz, Rückverfolgbarkeit oder Nachhaltigkeit lassen sich die Mängel jedoch schwer ignorieren.

Nutzen Sie die Plattform, wenn für Sie die Vorteile die Bedenken überwiegen. Treffen Sie Ihre Entscheidung erst dann, wenn Sie sich ein umfassendes Bild gemacht haben.