Was sind Deepfakes – Beispiele und woran Sie sie erkennen

Tipps & Tricks
7 min
Reihe von Köpfen mit Deepfake-Röntgenbild.

Vielleicht haben Sie schon Videos von Filmszenen gesehen, die es so in Wirklichkeit gar nicht gibt. Hier sehen Sie zum Beispiel, wie es aussähe, wenn Tom Cruise Tony Stark/Iron Man spielte:

Auch wenn es den Anschein hat, dass es sich dabei um eine Art Interdimensional Cable handelt, ist es in Wirklichkeit etwas weitaus Zugänglicheres: Deepfakes. Wir erklären Ihnen in diesem Beitrag die Bedeutung von Deepfakes und zeigen anhand von Beispielen, wie Deepfake-Technologie funktioniert. Abschließend erfahren Sie, wie Sie Deepfakes erkennen können.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Deepfakes?
Wie funktionieren Deepfakes?
Deepfakes-Beispiele in Filmen
Deepfakes-Beispiele: Diese Deepfakes sind nützlich
Deepfakes-Beispiele: Diese Deepfakes sind schädlich
Deepfakes erkennen – so geht’s

Was sind Deepfakes?

Ein Deepfake ist eine Wortkreuzung aus „Deep Learning“ und „Fake“ und bezeichnet eine Form digital veränderter Medien – Video oder Audio –, bei denen das Konterfei einer Person gegen das einer anderen ausgetauscht wird. Deepfakes werden oft in der Absicht einer Täuschung erstellt und stellen Politiker, Celebrities oder ganz gewöhnliche Menschen so dar, als sagten oder täten sie Dinge, die gar nicht stattgefunden haben.

Wie funktionieren Deepfakes?

Deepfakes beruhen auf maschinellem Lernen, um realistische Medien zu erzeugen, die auf den ersten Blick nicht von der Realität zu unterscheiden sind. Die Technologie kann nicht nur Gesichter austauschen, sondern auch Gesichter und Geräusche imitieren, eine Lippensynchronisierung und sogar Ganzkörperbewegungen darstellen.

Im Wesentlichen werden Programme für maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz mit einer Reihe von Eingangsbildern gefüttert, die dann zur Erzeugung von Bild- oder Tonmaterial verwendet werden. Je mehr Input ein System erhält, desto genauer werden die erzeugten Medien.

Sie möchten selbst Deepfakes erstellen? So einfach geht’s:

  1. Laden Sie eine Deepfakes-App Ihrer Wahl herunter – es gibt zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige Optionen für Windows, macOS, iOS und Android.
  2. Nehmen Sie mit der Deepfakes-App eine Reihe von Bildern Ihres Gesichts auf.
  3. Finden oder wählen Sie einen Clip oder ein Bild, in dem Sie Ihr eigenes Gesicht sehen möchten.
  4. Warten Sie, bis die KI Ihren Deepfake erzeugt hat.

Wir empfehlen Ihnen dringend, sich die Nutzungs- und Datenschutzrichtlinien aller Deepfake-Apps anzusehen, die Sie herunterladen. Die Entwickler hinter diesen Apps haben Zugriff auf eine Menge von Nutzerdaten, die in ihre Apps eingespeist werden. Sobald diese Daten erfasst wurden, könnten sie zum Trainieren von Algorithmen für maschinelles Lernen verwendet werden, die außerhalb des eigentlichen Umfangs der App liegen. Das Mindeste, worauf Sie achten sollten, ist, dass Ihre Daten von den Servern des Entwicklers gelöscht werden, nachdem die App Ihre Bilder verarbeitet und Ihnen einen Deepfake geliefert hat.

Mehr zum Thema: Die 14 besten Deepfake-Apps

Deepfakes-Beispiele in Filmen

In den letzten Jahren wurde die Deepfake-Technologie in der Unterhaltungsbranche eingesetzt, um Schauspieler älter oder jünger aussehen zu lassen oder ihnen eine völlig andere Statur zu verleihen.

Ein fantastisches Beispiel dafür war in Captain Marvel (2019) zu sehen. Der Film spielt im Jahr 1995, und der 69-jährige Samuel L. Jackson spielte eine jüngere Version seines Charakters Nick Fury aus anderen Marvel Studios-Filmen. Mit der Deepfake-Technologie wurde Jackson digital um etwa 25 Jahre verjüngt:

Links: Samuel L. Jackson (im Alter von 64) als der 62-jährige Nick Fury in The Avengers (2012)
Rechts: Samuel L. Jackson (im Alter von 69) als Nick Fury (mit 45 Jahren) in Captain Marvel (2019)

Deepfake-Vergleich Samuel L. Jackson als 62-jähriger und 45-jähriger Nick Fury

Hier ist ein Beispiel für den gegenteiligen Effekt. In Avengers: Endgame (2019) spielte Chris Evans den Charakter Steve Rogers in zwei verschiedenen Altersstufen:

Links: Chris Evans (mit 38) als Steve Rogers (im Alter von etwa 39)
Rechts: Chris Evans (ebenfalls 38) als der etwa 113-jährige Steve Rogers

Deepfake-Vergleich. von Chris Evans 38-jähriger und 113-jähriger Steve Rogers

Ein weiteres Beispiel ist die Verwendung des Gesichts und der Stimme von Ryan Reynolds als „Dude“ in Free Guy (2021), wobei ihm der Bodybuilder Aaron W. Reed seinen Körper „lieh“:

Deepfakes-Beispiele: Diese Deepfakes sind nützlich

Abgesehen von ihrer Verwendung in der Unterhaltung hat die Deepfake-Technologie einen weiten Weg zurückgelegt, um greifbare positive Anwendungen in der realen Welt zu bieten. Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen haben Möglichkeiten für eine Vielzahl von Innovationen geschaffen, die von Bildung über Aktivismus bis hin zu Trauerfällen und assistiven Technologien reichen.

Der spanische surrealistische Künstler Salvador Dalí bemerkte einmal: „Ich glaube an den Tod, aber absolut nicht an den Tod von Dalí.“ Das Salvador Dalí Museum in Florida hat Dalí für eine Ausstellung im Jahr 2019, 30 Jahre nach seinem Tod, wieder zum Leben erweckt.

In ähnlicher Weise kann die Deepfake-Technologie dazu beitragen, Menschen mit medizinischen Problemen, die ihre Sprechfähigkeit beeinträchtigen, wie z. B. Parkinson, ihre Stimme zurückzugeben. Auch kann sie in der Trauertherapie eingesetzt werden, um Menschen, die einen nahestehenden Menschen verloren haben, Trost zu spenden oder ihnen zu helfen, abschließen zu können.

Deepfakes wurden auch eingesetzt, um die Identität von Aktivisten oder Menschen in Gefahr zu schützen. Dies wurde mit großem Erfolg in der HBO-Dokumentation Welcome to Chechnya eingesetzt, die die Reise von LGBTQ+-Aktivisten in Tschetschenien verfolgte. Während der Produktion legte der Visual Effects Supervisor Ryan Laney verschiedene Gesichter über die Gesichter der Gewaltopfer, um ihre Identität zu schützen.

Deepfakes-Beispiele: Diese Deepfakes sind schädlich

Es gibt jedoch noch weitaus verachtenswertere Anwendungen für die Deepfake-Technologie. Darunter fallen zum Beispiel Celebrity-Deepfakes oder Rachepornos, gefälschte Nachrichten und Hoaxes, verschiedene Formen von Betrug und, was am schlimmsten ist, simulierte Kinderpornografie. Leider wird die Deepfake-Technologie in der überwiegenden Mehrheit der Fälle für diese negativen Anwendungen eingesetzt.

Mitte 2022 wurden Bürgermeister verschiedener europäischer Städte durch Täuschung zu Videoanrufen mit einer Person verleitet, die sie für Vitali Klitschko, den Bürgermeister von Kiew, hielten. In jedem Fall wurden die Anrufe abgebrochen, als die Bürgermeister den Verdacht schöpften, dass es sich bei ihrem Gesprächspartner nicht um Klitschko, sondern um einen unbekannten Hochstapler handelte.

Etwa zur gleichen Zeit ging ein Deepfake-Video des Tesla- und SpaceX-Gründers Elon Musk auf Twitter viral. In dem Video ermutigte Musk die Menschen, in eine Kryptowährungsplattform namens BitVex zu investieren. In Wirklichkeit handelte es sich dabei um einen Betrug, mit dem so viele Menschen wie möglich dazu gebracht werden sollten, in die Börse zu investieren. Das Video wurde etwa eine halbe Million Mal angesehen, bevor es von Twitter entfernt wurde.

Mehr zum Thema: Neue KI-Technologien verheißen nichts Gutes für Identitätsdiebstahl, Betrug und Propaganda

Deepfakes erkennen – so geht’s

Mit dem Fortschritt dieser Technologie wird es immer schwieriger, zwischen Deepfakes und echtem Filmmaterial zu unterscheiden – vor allem, wenn ein Deepfake-Video gut gemacht ist. Die Aussicht auf eine KI, die in der Lage ist, Deepfakes zu erkennen, ist jedoch noch in weiter Entfernung, weil sie nicht so genau ist wie die Erkennung durch das menschliche Auge.

Es gibt allerdings dennoch einige Möglichkeiten, die Sie ausprobieren können, um zu erkennen, ob es sich bei einem vermuteten Deepfake-Video um ein authentisches Video handelt oder nicht. Forscher des MIT Media Lab haben acht Punkte umrissen, die hierbei hilfreich sein können – ganz besonders sollten Sie bei der Person auf diese Merkmale achten:

  1. Gesicht: Deepfakes sind fast immer mit Verzerrungen oder Veränderungen verbunden – vor allem in Bezug auf die Beleuchtung oder wenn ein 2D-Bild in 3D umgewandelt wurde.
  2. Wangen und Stirn: Wirkt die Haut in diesem Bereich künstlich? Gibt es Unstimmigkeiten in der Textur? 
  3. Augen und Augenbrauen: Sehen die Schatten um die Augenbrauen und die Tränensäcke realistisch aus? Stimmt die Augenfarbe der Person?
  4. Brillengläser: Sehen das Licht, Spiegelungen oder Blendungen realistisch aus?
  5. Gesichtsbehaarung (oder fehlende Gesichtsbehaarung): Bewegen sich die Haare im Gesicht richtig?
  6. Gesichts-Muttermale: Sind die Positionen und die Bewegungen von Muttermalen im Gesicht realistisch? 
  7. Blinzeln: Blinzeln die Augen natürlich? Gibt es Fehler beim Blinzeln? 
  8. Lippen: Sehen die Lippen so aus, als gehörten sie zu diesem Gesicht?

Außerdem haben sie einen unterhaltsamen Online-Test entwickelt, mit dem Sie das Erkennen von Deepfakes üben können.

Andere Herangehensweisen, Deepfakes zu erkennen, sind:

Finden Sie das Original

Das mag zwar nach einer Selbstverständlichkeit klingen, ist aber leichter gesagt als getan. Führen Sie eine Suche durch, um zu sehen, ob Sie andere Beispiele für ein Video oder Geschichten finden können, die den Inhalt und die Behauptungen in einem Video bestätigen.

Rückwärtssuche für Bilder

Machen Sie mehrere Fotos von einem Video, das Sie sich gerade anschauen, um zu sehen, ob Sie Ergebnisse finden können. Sie können dies mit der Google Bildersuche, TinEye, SauceNAO oder der visuellen Bing-Suche versuchen.

Im Idealfall können Sie mit einer Bilder-Rückwärtssuche herausfinden, ob jemand anderes ein Video zuvor verwendet oder veröffentlicht hat. Sie können dann einen Vergleich mit anderen Instanzen eines Videos anstellen, um festzustellen, ob das Video authentisch ist – vor allem, wenn es von einer seriösen Quelle veröffentlicht wurde.

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Mehr zum Thema: Maschinen lernen, und sie wissen eine Menge über Sie (derzeit noch in englischer Sprache, an einer Übersetzung wird gearbeitet).

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Anton ist ein Verfechter der Privatsphäre und persönlichen Autonomie. Deswegen schreibt er hier u. a. zu diesen Themen.