Was ist Geoblocking und wie funktioniert es?

Digital freedom
9 min

Hier ein paar bekannte Szenarien, in denen Ihnen Geoblocking möglicherweise schon einmal begegnet ist:

  • Sie scrollen durch die sozialen Netzwerke, alle sind begeistert von einer neuen Show auf einer beliebten Streamingplattform. Ganz aufgeregt melden Sie sich dort an um dann enttäuscht festzustellen, dass die Show in Ihrer Region nicht verfügbar ist.
  • Sie befinden sich im Ausland im Urlaub und müssen eine dringende Überweisung vornehmen, können sich aber nicht bei Ihrem Bankkonto anmelden.
  • Sie versuchen, ein stark reduziertes Produkt online zu kaufen und stellen dann fest, dass dieses nicht in Ihr Land versendet werden kann.

All dies sind Beispiele für Geoblocking: Eine Zugangsbeschränkung auf Inhalte basierend auf dem geographischen Standort.

Am besten is Geoblocking im Zusammenhang mit Medien-Streamingdiensten wie Netflix, Disney+ und Hulu bekannt, erstreckt sich jedoch über zahlreiche Onlineplattformen. In diesem Artikel erkunden wir, warum und wie diese Beschränkungen durchgesetzt werden sowie deren Auswirkungen auf den globalen Zugriff auf digitale Inhalte.

Was ist Geoblocking?

Geoblocking ist eine digitale Grenze, die den Zugriff auf Internetinhalte basierend auf dem geographischen Standort eines Nutzers beschränkt. Es gibt Inhaltsanbietern die Möglichkeit zu kontrollieren, wer Zugriff auf deren Dienste oder Produkte hat. Oft stecken Lizenzvereinbarungen, regulatorische Anforderungen oder Unternehmensstrategien hinter dieser Vorgehensweise. Wenn ein Streamingdienst beispielsweise nur das Recht hat, einen bestimmten Film in einem bestimmten Land auszustrahlen, führt das dazu, dass dieser Film für andere Länder blockiert wird.

Wie funktioniert Geoblocking?

Wenn Sie auf eine Website oder einen Dienst mit Geoblocking zugreifen, wird zunächst Ihre IP-Adresse überprüft, die an Ihren geographischen Standort gebunden ist. IP-Adressen werden regional vergeben und dienen daher als primärer Indikator dafür, wo in der Welt Sie sich befinden.

In seltenen Fällen, für größere Genauigkeit, kann Geoblocking falls vorhanden auch die GPS-Daten Ihres Geräts analysieren, oder Ihr WLAN-Signal. GPS stellt präzise Standortdaten bereit, was besonders auf Mobilgeräten nützlich ist, während die WLAN-Triangulation sich der relativen Stärke in der Nähe befindlicher WLANs bedient, um Ihren Standort zu schätzen.

Nachdem Ihr Standort bestimmt wurde, wendet das Geoblockingsystem voreingestellte Regeln an, die auf diesem Standort basieren. Zu diesen Regeln kann die Zugriffsbeschränkung bestimmter Inhalte zählen oder die Weiterleitung zu einer regionalen Version der Website. Das System ist so ausgeklügelt, dass Beschränkungen nicht nur für bestimmte Länder, sondern auch für kleinere Regionen oder Städten durchgesetzt werden können, basierend auf den spezifischen Standortdaten, die es sammelt.

Was ist der Unterschied zwischen Zensur und Geoblocking?

Viele Menschen verwechseln Zensur mit Geoblocking, da diese auf den ersten Blick ähnlich erscheinen – beide beschränken, was Sie online sehen oder machen können. Es handelt sich jedoch um unterschiedliche Dinge mit unterschiedlichen Beweggründen.

Es ist eine Zensur, wenn Regierungen kontrollieren, was gesehen, gelesen oder geteilt werden darf, oft um brisante Themen oder abweichende Meinungen zu unterbinden. Autoritäre Regierungen bedienen sich häufig dieser Methode, um den Internetzugang in erheblichem Maße zu überwachen und zu beschränken, ausländische Nachrichten und soziale Netzwerke zu blockieren, um deren Inhalte zu kontrollieren und den externen Einfluss auf die Öffentlichkeit zu beschränken. Bei der Zensur geht es um Kontrolle und diese hat oft politische oder soziale Beweggründe.

Regionale Beschränkungen können Unternehmen davon abhalten, deren Dienste anzubieten und Strafgebühren und andere Probleme zu vermeiden. Dies kann als eine Art Selbst-Zensur angesehen werden.

Weiterlesen: Internetzensur: Was sie ist und warum sie existiert

Geoblocking auf der anderen Seite ist eine Technik, die von Unternehmen angewendet wird, um basierend auf dem Standort den Zugriff auf deren Inhalte zu beschränken. Gründe hierfür sind normalerweise rechtlicher oder unternehmensstrategischer Natur, wie Lizenzvereinbarungen für eine Fernsehserie. Es geht dabei nicht darum Informationen oder Ideen zu kontrollieren, sondern zu steuern, wer was und wo sehen kann, oft mit dem Ziel, Gewinne zu maximieren.

Gängige Beispiele für Geoblocking

Geoblocking hat auf verschiedene Weise einen Einfluss auf unsere Online-Welt. Hier ein paar gängige Beispiele verschiedener Plattformen und Branchen:

Streamingdienste

Plattformen für das Streaming von Filmen und Fernsehserien wie Netflix, Disney+, Hulu, Peacock, Max und Amazon Prime beschränken häufig den Zugriff auf bestimmte Sendungen und Musik aufgrund des geografischen Standorts, was von Lizensvereinbarungen angetrieben wird. Beispielsweise kann auf eine bei Netflix USA verfügbare Fernsehserie von Zuschauern in Europa oder Asien möglicherweise nicht zugegriffen werden.

Ein häufiger Grund für die Beschränkung einer Fernsehserie in einem bestimmten Land ist die Tatsache, dass diese Fernsehserie von einem lokalen Fernsehsender ausgestrahlt wird. Dieser Fernsehsender möchte nicht, dass die Fernsehserie gestreamt werden kann und somit die Zuschauerzahlen beeinflusst (und die Werbeeinnahmen) und hat wahrscheinlich ein Abkommen mit dem Herausgeber geschlossen, um dies zu verhindern.

Gleichermaßen beschränken Musik-Streamingplattformen wie Spotify möglicherweise den Zugriff auf bestimmte Lieder und Künstler basierend auf dem Standort eines Nutzers, aufgrund von Lizenzbeschränkungen.

Ein weiteres klassisches Beispiel für Geoblocking aufgrund von Inhaltslizenzen ist das Streaming von Sportveranstaltungen. BBC iPlayer ist beispielsweise nur innerhalb des Vereinigten Königreichs zugänglich während Sling TV exklusiv in den USA erhältlich ist. Die Inhalte von F1TV, das Formel-1-Rennen im Livestream anbietet, variieren je nach Land des Zuschauers, aufgrund von Übertragungsrechten.

Online-Händler

Einige E-Commerce-Websites beschränken den Verkauf auf bestimmte Länder oder Regionen aufgrund von rechtlichen oder regulatorischen Bestimmungen. Beispielsweise stehen Kunden in Ländern mit Einfuhrbeschränkungen auf bestimmte Produkte diese Produkte möglicherweise nicht zur Verfügung.

Nachrichten-Websites

Auch Nachrichtenplattformen verwenden Geoblocking und beschränken den Zugriff auf bestimmte Artikel oder Bereiche der Website auf Nutzer aus bestimmten Ländern. Dies kann der Relevanz von Inhalten für bestimmte Regionen geschuldet sein, oder regulatorische Gründe haben.

Online-Glückspiel und Gaming-Websites

Diese Websites verwenden häufig Geoblocking, um die lokalen Gesetze und Regulierungen einzuhalten. In Ländern in denen Online-Glückspiel und Gaming illegal sind, werden diese Websites blockiert.

Bank- und Finanzdienste

Banken und Finanzinstitute nutzen Geoblocking manchmal aus Sicherheitsgründen. Wenn Sie aus dem Ausland auf Ihre Bankdienste zugreifen, werden möglicherweise Sicherheitsprotokolle ausgelöst, die Sie daran hindern, diese Dienste aus dem Ausland zu nutzen.

Websites für behördliche Dienste

Viele behördliche Websites nutzen Geoblocking, um den Zugriff auf bestimmte Dienste und Informationen auf Einwohner im Zuständigkeitsbereich zu beschränken. Dazu zählen möglicherweise der Zugriff auf Sozialdienste, rechtliche Dokumente oder offizielle Regierungskommunikationen.

Softwaredienste

Unternehmen können den Zugriff auf deren Software in bestimmten Ländern aufgrund von Exportkontrollen oder Lizenzvereinbarungen beschränken. Davon kann eine Reihe von Software betroffen sein, von der Unterhaltungsindustrie bis hin zu geschäftlichen Anwendungen.

Beispielsweise haben kürzliche Änderungen an den Export Administration Regulations (EAR) der USA zu strengeren Kontrollen des Exports von Entschlüsselungssoftware geführt. Diese Regulierungen haben einen Einfluss auf viele Softwareprodukte, die in den USA produziert und gehostet werden und erfordern, dass Unternehmen bestimmte Exportkontrollen und Lizenzvereinbarungen einhalten. Diese Arten von Maßnahmen werden oft unternommen, um nationale Sicherheitsbelange oder internationale Vereinbarungen einzuhalten.

Datenschutzgesetze

Datenschutzgesetze wie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in der EU können ebenfalls einen Einfluss auf die Anwendung von Geoblocking haben. Websites und Onlinedienste, die sich in bestimmten Regionen nicht an lokale Datenschutzgesetze halten oder halten können, nutzen möglicherweise Geoblocking, um den Zugriff aus diesen Regionen zu verhindern. Dabei handelt es sich um eine vorbeugende Maßnahme, um rechtliche Konsequenzen aufgrund der Nichteinhaltung zu verhindern.

Beispielsweise beschränkt eine Website, die die strikten Anforderungen der DSGVO bezüglich der Handhabung von persönlichen Daten von EU-Bürgern nicht erfüllt, den Zugriff aus EU-Ländern. Diese Herangehensweise hilft der Website potenzielle rechtliche Sanktionen zu verhindern und gleichzeitig den Betrieb in anderen Regionen aufrechtzuerhalten, in denen derart strenge Datenschutzgesetze nicht gelten.

Wann Geoblocking zum Problem werden kann

Geoblocking spielt eine bedeutende Rolle dabei, wie wir das Internet erleben. Auch wenn es sich dabei um eine legitime Geschäftspraktik handelt, geht Geoblocking häufig über den Unterhaltungsbereich hinaus und hat einen Einfluss auf zahlreiche Aspekte unseres digitalen Lebens.

Online-Shopping and Marktzugang

Beim Thema E-Commerce kann Geoblocking bedeuten, dass Produkte oder Angebote schlicht aufgrund Ihres geografischen Standorts nicht verfügbar sind. Bei dieser Beschränkung geht es nicht nur darum, bestimmte Güter nicht erwerben zu können, sondern um den fehlenden Zugriff auf den globalen Markt. Dies kann sogar zu Preisdiskriminierung führen, wobei Menschen für dasselbe Produkt in unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Beträge bezahlen.

Zugriff auf digitale Dienste und Software

In der Welt der Technik kann Geoblocking den Zugriff auf bestimmte Apps, Dienste oder Funktionen bedeuten. Für Fachkräfte oder Kreative, die auf diese Tools angewiesen sind, kann dies ein bedeutendes Hindernis darstellen. Wenn beispielsweise ein Grafikdesigner keinen Zugriff auf das neueste Softwareupdate hat oder ein Startup aufgrund des Standorts einen bestimmten Cloud-Service nicht nutzen kann.

Bildungsressourcen

Auch der Bildungssektor kann betroffen sein. Studenten oder Forscher in bestimmten Regionen können aufgrund ihres geografischen Standorts möglicherweise nicht auf bestimmte akademische Journale oder Bildungsplattformen zugreifen. Dadurch wird der Austausch von Wissen und das persönliche Wachstum beschränkt und Ungleichheiten bezüglich Bildungsmöglichkeiten geschaffen.

Globale Perspektiven und kultureller Austausch

Im weiteren Sinne kann Geoblocking auch zu kultureller und informationstechnischer Isolation beitragen. Wenn Menschen nur Inhalten ausgesetzt sind, die in deren Region erhältlich sind, kann dies deren Weltanschauung schmälern. Dadurch können Klischees verstärkt und interkulturelles Verständnis und Austausch gehemmt werden.

Berufliche und persönliche Entwicklung

Für Fachkräfte, die ihre Fähigkeiten anhand von Onlinekursen oder -Plattformen ausbauen möchten, kann Geoblocking ein Hindernis darstellen. Möglicherweise sind bestimmte Kurse oder Ressourcen in deren Region nicht verfügbar, was zu einer Beschränkung deren beruflichen sowie persönlichen Wachstums beiträgt.

Weiterlesen: Splinternet: Von einem Internet zu mehreren Webs

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Geoblocking umgehen – ist das erlaubt?

Auch wenn bestimmte Technologien die Möglichkeit bieten, Geoblocks zu umgehen, hängt die Rechtmäßigkeit und Angemessenheit dieser Vorgehensweise von zahlreichen Faktoren ab – einschließlich Ihres Standorts und des betreffenden Inhalts.

  • Rechtliche Rahmenbedingungen: Rechtlich gesehen ist die Situation von Land zu Land unterschiedlich. Einige Regionen haben klare Gesetze gegen das Umgehen von Geoblocks, besonders für urheberrechtlich geschützte Inhalte. An vielen Orten ist die Rechtslage dieser Vorgehensweise jedoch zweideutig.
  • Dienstleitungsverträge: Die Nutzungsbedingungen der meisten Onlinedienste verbieten ausdrücklich die Nutzung von Tools, um auf geoblockierte Inhalte zuzugreifen. Auch wenn dies normalerweise kein rechtliches Problem darstellt, kann es theoretisch zu Beschränkungen des Dienstes oder Kündigung des Kontos führen.
  • Ethische Bedenken: Das Thema hat auch eine ethische Komponente. Geoblocks zu umgehen kann Geschäftsmodelle und Inhaltsrechte der Urheber und Vertriebspartner untergraben, die auf regionale Lizenzen angewiesen sind.
  • Strafrisiko: Nutzer sollten sich der potenziellen Risiken bewusst sein. Wenn auch nicht häufig, so können Strafen in bestimmten Rechtsbezirken vom Verlust des Zugriffs auf bestimmte Dienste bis hin zu schwerwiegenderen rechtlichen Konsequenzen reichen.

Auch wenn einige der Inhalte, auf die wir in diesem Artikel verlinken, noch in der Originalsprache vorliegen, halten wir es für sinnvoll, sie hier zu veröffentlichen. Wir hoffen, dass sie Ihnen trotzdem gefallen.

FAQ zu Geoblocking

Warum sollte ich Geoblocking umgehen?
Ist die standortbasierte Preisgestaltung dasselbe wie Geoblocking?
Warum unterliegen manche Apps dem Geoblocking?
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Ist Geoblocking legal?
Was ist die Geoblocking-Verordnung?
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Anton ist ein Verfechter der Privatsphäre und persönlichen Autonomie. Deswegen schreibt er hier u. a. zu diesen Themen.